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Das fatale Feuer in der Wiener Innenstadt: Der Ringtheaterbrand

Kerstin Görhs | Brandschutzplanerin mit Geschichte-Faible | 04.10.2024

Das fatale Feuer in der Wiener Innenstadt: Der Ringtheaterbrand Kerstin Görhs https://cdn.letscast.fm/media/podcast/d899c2f5/episode/01b3a172.mp3?t=1731591278 https://feurio-podcast.at/wp-content/uploads/2024/10/kerstin-goerhs-feurio-podcast-scaled.jpg
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Kerstin Görhs befasst sich viel mit historischen Bränden.

„Um mit den Worten zu sprechen, die man auch in der Literatur findet: Man hat fast alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte.“

Der 8. Dezember 1881 steht für eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Wiens. Nur einen Tag nach der Premiere von Jaques Offenbachs fantastischer Oper „Hoffmanns Erzählungen“ bricht im Wiener Ringtheater ein Brand aus. Knapp 400 Menschen finden den Tod in einer beispiellosen Feuerkatastrophe, die weit über Österreichs Grenzen hinaus für Entsetzen sorgt.

Dabei geht an diesem schicksalhaften Abend zunächst alles seinen gewohnten Gang: Um 19:00 Uhr soll die Vorstellung beginnen, hinter den Kulissen finden die letzten Vorbereitungen statt, die eintreffenden Gäste freuen sich auf unterhaltsame Stunden. Wie immer kümmert sich Beleuchter August Breithofer um die Entzündung der Gasbeleuchtung, als plötzlich beim vierten Lampenpaar nicht alle Flämmchen zünden.

Das ist der Moment, in dem die verhängnisvolle Aneinanderreihung an Fehleinschätzungen, Unwissenheit, Missverständnissen, Sicherheitsmängeln, architektonischen Defiziten und menschlichem Versagen ihren Lauf nimmt. Binnen weniger Minuten brennen die Dekorationen, die Bühne fängt Feuer und über den Vorhang schlagen die Flammen bis in den dritten Rang hinauf.

Warum wurden die Gäste nicht schneller gewarnt? Wie kam es, dass im gesamten Theater plötzlich das Licht ausging? Wieso wurde die feuerhemmende Drahtkurtine nicht heruntergelassen? Wie gelangte Polizeirat Anton Landsteiner zu seinem Fehlurteil „Alles gerettet“, obwohl sich noch hunderte Menschen im brennenden Gebäude befanden? Und wieso war die Feuerwehr bei ihrem Eintreffen nicht auf einen Theaterbrand vorbereitet? Zusammen mit Kerstin Görhs ergründet Werner Hoyer-Weber, wie es zu dem verheerenden Unglück kommen konnte, wer die Verantwortlichen waren und warum an jenem Abend des 8. Dezember 1881 so viele Menschen den Tod fanden.

Das Wiener Ringtheater existiert nicht mehr, es wurde nach dem Brand nicht wieder aufgebaut. Interessierte können sich aber in zahlreichen Museen Wiens auf die Spurensuche begeben, erhalten gebliebene Gegenstände besichtigen oder im Pötzleinsdorfer Schlosspark dem „Singenden Quartett“ begegnen – den in Stein verewigten Singstimmen Sopran, Alt, Tenor und Bass, deren Statuen einst das Attika des Ringtheaters zierten.

Das zweifellos wichtigste Erbe der Brandkatastrophe sind die Lehren, die aus ihr gezogen wurden. Strengere Brandschutzvorkehrungen und Sicherheitsvorschriften in Theatern, neue gesetzliche Bestimmungen für den Theaterbau oder Änderungen im Feuerwehrwesen sorgen heute für einen sicheren Aufenthalt in Spielstätten – ein unbeschwertes Vergnügen, das auch die Gäste des Ringtheaters verdient gehabt hätten.


Die Episode im Schnelldurchlauf

00:00 – Einleitung
02:20 – Die Architektur des Ringtheaters
05:30 – Entzündung der Beleuchtung
08:25 – Das Unglück nimmt seinen Lauf
10:55 – Panische Flucht in Dunkelheit
16:25 – Alarmierung der Einsatzkräfte
24:20 – Trugschluss: „Alles gerettet“
28:40 – Die Rolle des Theaterdirektors
30:35 – Die Feuerwehr in der Kritik
34:20 – Gerichtsverhandlung und Urteile
37:20 – Neue Sicherheitsvorschriften
46:45 – Was vom Ringtheater blieb


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